Alevitentum in München

AlevitenWoran glauben die Alevitinnen und Aleviten und wie leben sie ihren Glauben?

Ein Alevit:
- trägt die Heiligkeit von Allah (Gott), Mohammed, Ali (Schwiegersohn und Cousin Mohammeds) in seinem Herzen
- ist Alis Gerechtigkeit absolut treu (Er verstößt niemals gegen Alis Gerechtigkeitssinn)
- beherbergt in seinem Herzen die Menschenliebe
- achtet und toleriert jede Religion, Konfession, Glaubensrichtung
- macht keine diskriminierenden Unterschiede wegen Sprache, Religion, Ethnischer Herkunft oder Hautfarbe
- stiehlt nicht, lügt nicht, geht nicht fremd (Er zügelt seine Hände, seine Zunge und Geschlechtstrieb)
- ist aufrichtig, freundlich, barmherzig, gerecht, liebevoll
- legt sehr großen Wert auf Wissen (Wissenschaft)
- strebt die Vollkommenheit an
- wendet sich angstfrei und mit Liebe dem Gott hin
- sieht den Gott und Menschen als Einheit an.

Hieraus ergibt sich für die Grundsätze der Alevitischen Lehre, dass das Alevitentum eine umfassende Sicht der Welt bietet,

- die die Entstehung des Universums,
- die Vergangenheit der Menschheit,
- die Vervollkommnung der Menschen,
- die Beziehungen zwischen Gott und Menschen
- sowie zwischen Menschen und Natur und die Zukunftsvisionen

behandelt und die dazu gehörige Fragen beantwortet. Die Religion wird nicht als formal starre, unveränderliche Gesetze u. Vorschriften angesehen, sondern als Glaube wahrgenommen; der Glaube wird als Willenskraft und tieferer innerer Sinn stets dem Zeitgeist entsprechend weiterentwickelt. In der Synthese der Vernunft und des Glaubens wird die Religion vereinheitlicht.

Die Gebete der Aleviten werden im Rahmen einer Cem Zeremonie abgehalten, an der Frauen und Männer als gleichwertige und -berechtigte Schöpfungen Gottes (Can=Seele) gemeinsam teilnehmen und Riten (12 hizmet = 12 Dienste) wahrnehmen.

„Streng nach religionswissenschaftlichen Kriterien beurteilt wäre das Alevitentum am ehesten als eine eigenständige synkretistische Religion mit besonderen Bezügen zum Islam zu bewerten.“ Zugleich muss aber deutlich betont und hervorgehoben werden, „dass die Aleviten sich in so gut wie jeglicher religiöser Hinsicht derart eklatant sowohl von den Sunniten als auch von den Schiiten unterscheiden, dass eine kultische Gemeinschaft mit ihnen völlig ausgeschlossen ist.“ (Ursula Spuler-Stegemann: Ist die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. eine Reli-gionsgemeinschaft?, S. 16) Im Hinblick auf die spezifisch alevitische Weltsicht wird deshalb zu Recht in Veröffentlichungen die Eigenständigkeit des Alevitentums betont.

Wichtige jährlich wiederkehrende Tage/Feste für Alevitinnen und Aleviten sind:

- Februar: Fasten zu Ehren des Schutzpatron Hızır
- 21. März: Geburtstag des Imam Ali
- 5/6. Mai: Tag zu Ehren des Hızır Ilyas (HIDIRELLEZ)
- Juni: Feierlichkeiten zu Ehren des Abdul Musa
- August: Feierlichkeiten zur Andacht des Hacı Bektaş-ı Veli
- 10. Oktober: Todestag des Imam Hüseyin in Kerbela
- Opferfest
- Muharrem Fasten (jedes Jahr ca. elf Tage früher)
- Aşure (stets am 13. Tag zum Abschluss des Muharrem Fasten)

Zur Alevitischen Gemeinde in München:

Seit wann?
Durch das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei im Jahr 1961 sind die ersten Alevitinnen und Aleviten nach München als Gastarbeiter aus Anatolien eingewandert. Unter Berücksichtigung seiner Rechtsvorgänger liegt die Gründung im Jahr 1976 als anatolischer Arbeiterverein. Später wurde die Gemeinde umbenannt in Alevitische Gemeinde München e.V. (türkisch: Münih Alevi Toplumu).

Mitglieder
In München und im Umkreis von München leben ca. 8.000 Menschen alevitischen Glaubens und werden von der Alevitischen Gemeinde München vertreten.

Sprachen und Herkunftsländer
Alevitinnen und Aleviten in München setzen sich ursprünglich aus türkisch, kurdisch, arabisch und zazaki-sprachigen Menschen zusammen. Die Aleviten aus der ersten und zweiten Generation in München haben eine eigene Migrationsgeschichte zumeist aus der Arbeitsmigration und stammen mehrheitlich aus Anatolien. Die Angehörigen der aktiven jungen Generation sind dagegen gebürtige Münchnerinnen und Münchner und verstehen sich zumal auch als deutsche Alevitinnen und Aleviten mit anatolischem Migrationshintergrund.

Die Alevitische Gemeinde München steht neben Alevitinnen und Aleviten auch für Bektaschiten gleichermaßen als Glaubensgemeinschaft zur Verfügung, die Ihre Heimatländer neben der Türkei vor allem im Balkan haben.

 

Kontakt
Alevitische Gemeinde München e.V.
Neuherbergstr. 2
80937 München
Tel.: 089 / 35 65 17 45      
Fax: 089 / 35 66 37 82
E-Mail: alevitenmunchen(at)googlemail.com

Die Alevitische Gemeinde München gehört dem Dachverband Alevitische Gemeinde Deutschland K.d.ö.R. (AABF) an.